
Brief des Schulleiters zum Schuljahresende
In der letzten Gazette-Ausgabe des Schuljahres 2019/20 bietet es sich an, noch einmal einen Blick zurück zu werfen auf das vergangene Schuljahr. Dieser Blick ist sicherlich kein "Blick zurück im Zorn" in Anlehnung an den Titel des Schauspiels "Blick zurück im Zorn" des britischen Dramatikers John Osborne. Jedoch ist es ein Blick zurück auf ein Schauspiel mit durchaus dramatischer Qualität:
Noch kein Schuljahr war jemals von so vielen schwierigen, herausfordernden, spannenden, abstrusen, unerwarteten und überraschenden Begebenheiten geprägt wie das vergangene. Noch nie hat ein Schuljahr so viele Fragen, Unsicherheiten, Besorgnisse, Ängste in der ganzen Schulgemeinschaft aufgeworfen wie dieses. Und noch nie habe ich am Ende eines Schuljahres eine solche Erleichterung verspürt wie in diesem darüber, dass unsere Schülerinnen und Schüler trotz aller Umstände dank des unermüdlichen Einsatzes ihrer Lehrkräfte weitestgehend ohne Einbußen in der Qualität ihrer Bildung das Schuljahr erfolgreich absolvieren konnten.
Ein unvergessliches Highlight des Schuljahres war natürlich die 50-Jahr-Feier, die mit einem Alumni Event eingeleitet wurde, ihren Höhepunkt in der Family Celebration mit Gala-Konzert im Ocean Park fand und mit einem Heritage and Reflection afternoon in der GSIS ausklang. Die 50-Jahr-Feier hat das eigentliche Potential der GSIS-Gemeinschaft und der Schule veranschaulicht, ihre eindrucksvolle Geschichte, ihren zweigübergreifenden Zusammenhalt und ihr schöpferisches Potential.
Aber ich werde nie die Diskussionen in der Schulleitung darüber vergessen, ob die 50-Jahr-Feier im Ocean Park überhaupt würde stattfinden können angesichts der die Sicherheit bedrohenden Proteste in der Stadt, der immer wieder in Brand gesteckten U-Bahn-Stationen und der blockierten Straßen. Würde eine gesicherte An- und Abfahrt der tausenden Besucher überhaupt möglich sein? Würden wir das Risiko und die Verantwortung auf uns nehmen können angesichts der unsicheren und kaum zu prognostizierenden Ereignisse? Im Nachhinein sind wir natürlich glücklich, dass das Event stattfinden konnte, ungehindert und bei herrlichstem Wetter mit großartigen Konzerten und einer frohen Schulgemeinschaft.
Die Hongkonger Proteste hatten schon im Frühjahr 2019 eingesetzt und sich dann zum August hin in ihrer Kapazität gesteigert. Am 18. August, dem Sonntag vor Schulbeginn, nahmen über eine Million Menschen an einer Großdemonstration teil und leiteten damit eine lang andauernde Phase weiterer Demonstrationen ein, die unsere Schule immer wieder betrafen. Wie oft mussten An- und Abfahrtsrouten der Busse überprüft, geändert oder sogar unterbrochen werden? Wie oft mussten wir unter schwer zu prognostizierenden Umständen urteilen, ob die Sicherheit der an- und abfahrenden Schülerinnen und Schüler gewährleistet ist oder nicht? Wie oft mussten wir in dem Dilemma, die Schule einserseits möglichst nicht ausfallen zu lassen und andererseits für die Sicherheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Schule verantwortlich zu sein, die richtige Entscheidung finden? Und wie oft mussten wir hinnehmen, dass, wenn wir den Sicherheitsaspekt und die Vorsicht bevorzugten, den Unmut derjenigen hervorriefen, die natürlich besser zu beurteilen vermeinten, dass die Verkehrswege als sicher einzuschätzen waren. Und natürlich führte auch die umgekehrte Entscheidung, die Busse trotz angekündigter Demonstrationen fahren zu lassen, mitunter zu harschen Reaktionen und Vorwürfen derjenigen, die vorsichtiger entschieden hätten.
Aber damit diese Herausforderungen nicht die einzigen bleiben sollten, brach im Dezember 2019, als weitere Demonstrationen in Hongkong die Stadt in Unruhe versetzten, gleichzeitig im chinesischen Wuhan die Atemwegserkrankung COVID-19 zum ersten Mal auf und entwickelte sich im Januar dieses Jahres zur Pandemie. Am 30. Januar wurde die Corona-Pandemie von der WHO zur “Gesundheitlichen Notlage internationaler Tragweite” erklärt. Am Sonntag vor Beginn der Chinese New Year-Ferien wurden wir darüber informiert, dass die Schulen nach den CNY-Ferien vorerst bis zum 14. Februar zu schließen seien. Schulleitung und Lehrerschaft sind von einem Tag zum anderen in einen völlig neuen Modus des Online-Lernens übergegangen und haben vom ersten Tag an einen dem Stundenplan folgenden Unterricht auf Basis unterschiedlicher Online-Tools angeboten.
Der plötzlich entstandene Druck auf Schulleitung und Lehrkräfte war außerordentlich genauso wie die auftretenden Fragen und Unsicherheiten. Wie lange sollte das alles dauern? Was wird aus Klassenarbeiten und Prüfungen? Nicht wissend, was auf Schule und Schüler/innen zukommen würde, waren wir zunächst von einem überbrückbaren Zeitraum von zwei Wochen ausgegangen, bis am 13. Februar durch das EDB die weitere Schließung bis vorerst zum 16. März bekanntgegeben wurde. Natürlich bedeutete diese Entscheidung wachsenden Druck, wachsende Besorgnis um Abitur- und IB-Prüfungen und um eine angemessene Unterrichtsversorgung der Schülerinnen und Schüler vom Kindergarten bis zur Sekundarstufe. Wie Sie alle wissen, führte die weltweite Pandemie zur weiteren Fortsetzung der Schulschließung, bis wir am 20. Mai endlich mit einer gestaffelten Aufnahme und allen damit verbundenen Sicherheitsvorkehrungen den Unterricht wieder aufnehmen konnten.
Schulschließung und Unterrichtsdurchführung unter völlig neuen, nie dagewesenen Umständen stellten eine der größten bisherigen Herausforderungen der Schulgeschichte dar. Abgesehen von der völligen Umstellung auf Online-Lernen sowie die Abschottung unserer Schülerinnen und Schüler zuhause mit den damit verbundenen Herausforderungen in den Familien führte die Schließung zu einer nie zuvor dagewesenen Unterbrechung gewohnter Routinen und Abläufe im Schulleben: Das schriftliche Abitur musste verschoben werden, die IGCSE- und IB-Prüfungen wurden sogar vollständig gecancelt, die für den Herbst vorgesehene Schulinspektion durch die Zentralstelle für das deutsche Auslandsschulwesen (ZfA) konnte nicht stattfinden, und für unsere Schülerinnen und Schüler gab es kein Zusammentreffen mehr in der Schule, keine Wandertage, keine Schulausflüge und Exkursionen, keine Theaterabende und Schulkonzerte, kein Fasching, keine Sportveranstaltungen und auch keine Discovery Week im kommenden Herbst. Natürlich geriet auch die Schulgemeinschaft in Unruhe über Diskussionen, was die Schule zu leisten habe, wie das Online-Angebot zu bewerten sei und was der nicht stattfindende Unterricht finanziell zu bedeuten habe.
Ich kann die so erlebte Zeit nur als herausfordernd bezeichnen, möchte an dieser Stelle aber auch hervorheben, dass Schulleitung und Lehrkräfte mit einem völlig neuen Erfahrungsschatz aus dieser Krise hervorgehen. Keine Fortbildung und kein Workshop-Angebot zum e-Learning könnte effektiver und intensiver sein als die Herausforderung des aktiven Learning-by-doings. Die Umstellung der Inhalte und Methoden von offline zu online hat einen enormen Arbeitseinsatz erforderlich gemacht, den unsere Lehrkräfte auf sich genommen und bewältigt haben, um unsere Schülerinnen und Schüler auch in dieser besonderen Zeit nicht aus den Augen zu verlieren und Ihnen die bestmögliche Ausbildung zukommen zu lassen. Unsere Evaluationen der letzten Zeit seit der Wiedereröffnung zeigen, dass unsere Schülerinnen und Schüler kaum oder keine curricularen Lücken aufweisen. Das in der Zeit der Schulschließung absolvierte schriftliche und mündliche Abitur mit leicht besserem Abschlussergebnis als vor einem Jahr belegt ebenfalls die Effektivität und Sorgfalt, mit der die Lehrkräfte unsere Schülerinnen und Schüler online unterrichtet haben. Und ich bin sicher, dass auch die IB-Ergebnisse sich wie immer werden sehen lassen können.
Neben den Hongkonger Protesten und der COVID-19-Pandemie haben weitere Ereignisse die Schulgemeinschaft in Mitleidenschaft gezogen. Seien es der Verlust des Business College, dessen Schließung der Schule in einem Brief des EDB vom 9. März dieses Jahres mitgeteilt wurde, sei es der Ausstieg der Schweizer Regierung aus der Förderung der Schule vor dem Hintergrund von Uneinigkeiten über gewisse fünf Forderungen, seien es die Unstimmigkeiten in der Schulgemeinschaft über die Fortsetzung des Umgang mit der Satzung der Schule.
Dies alles waren und sind Ereignisse und Herausforderungen, die das Schuljahr 2019/20 bestimmt haben. Dies alles sind Ereignisse, die Kraft, Geduld, Ausdauer und gute Nerven erfordert haben. Dies alles sind aber auch Ereignisse, aus denen wir viel gelernt haben, auch für die Zukunft. Und die bisherige Bewältigung all dieser Ereignisse kann Perspektive und Zuversicht geben, dass das nächste Schuljahr uns Lösungen für die noch ausstehenden Probleme hoffentlich bescheren kann.
Schließlich hatten wir kürzlich die letzte größere Hürde des Schuljahres zu nehmen, als es darum ging, die gestaffelte Wiederkehr der Schülerinnen und Schüler vorzubereiten. Klassenräume mussten umgeräumt, Unterrichtspläne neu erstellt werden, die Ankunft der Schülerinnen und Schüler organisiert werden inklusive täglicher Kontrolle des häuslichen Fiebermessens, Fiebermessen vor Ort, Wahrung des Einhaltens von Abstandsregeln, Maskenpflicht etc. Die Cafeteria musste umorganisiert werden für die Nutzung als Klassenräume, sogar neue Tische wurden bestellt, um die große Turnhalle als Klassenraum zu verwenden und schließlich allen Klassen bei Einhaltung der Abstandsregeln die tägliche Rückkehr zu ermöglichen. Es ist hier gar nicht aufzuzählen, wie zahlreich die Dinge waren, derer sich die Administration unter der hoch engagierten Leitung von Clare Chiu und ihrem Team hier annehmen musste.
Was das schulische und akademische Leben in der GSIS angeht, kann ich abschließend versichern, dass trotz der manchmal hohen Wellenschläge der Kurs der Weiterentwicklung der Schule konstant gehalten wurde. Somit werfe ich keinen “Blick zurück im Zorn”, sondern lieber einen Blick zurück nach vorn. Die Errungenschaften des vergangenen Schuljahres trotz Hongkong-Proteste, trotz COVID-19-Pandemie, trotz Unstimmigkeiten in der Schulgemeinschaft sind immens:
Für die gesamte GSIS, insbesondere in der Grundschule und in der Sekundarstufe beider Zweige, wurde ein ausgereiftes Online-Angebot entwickelt, welches tragfähig ist für zukünftige Situationen, in denen ein Online-Lernen wichtig ist. Zahlreiche Erkenntnisse werden sich auch in den zukünftigen “normalen” Unterricht integrieren lassen. Die Erfahrungen mit dem Online-Lernen während der Schulschließung haben auch Hinweise darauf gegeben, welche Aspekte näherer Beleuchtung und weiterer Fortbildung bedürfen.
Für die einzelnen Abteilungen lassen sich besonders die folgenden Errungenschaften für das ausklingende Schuljahr 2019/20 hervorheben:
Kindergarten
- Im Kindergarten des Deutschen Internationalen Zweiges wurden zwei bilinguale Klassen (Deutsch/Englisch und Deutsch/Mandarin) erfolgreich eingeführt.
- Im Kindergarten des Englischen Internationalen Zweiges wurde eine zusätzliche Mandarin-Unterrichtsstunde pro Woche eingeführt.
- Der Kindergarten hat die Einrichtung einer neuen zusätzlichen Kindergartengruppe (EKG1) vorbereitet.
Grundschule/GPD
- In diesem Jahr wurde zum ersten Mal im GPD das Fach Mandarin in den Klassen 3 und 4 in Leistungsgruppen unterrichtet.
- Das Konzept “Make Thinking Visible” wurde von den Lehrkräften weitergeführt und für die Umsetzung in die Praxis vorbereitet.
- In Anlehnung an die Methoden von „Make Thinking Visible“ wurde ein neues Fach LED – Lernen, Entdecken, Denken (Wahlfach) in K03/K04 eingeführt, in welchem die Schüler projektbasiert selbstgewählte Themen bearbeiten können.
- Die Vorarbeiten und Überlegungen zur Weiterführung der Bilingualität aus dem Kindergarten in die Vorschule wurden abgeschlossen und damit der Einstieg in die bilinguale Vorschule (DVOR) vorbereitet.
- Die Umsetzung des Konzeptes „Soziale Kompetenzen“ wurde weitergeführt und dazu das Unterrichtsmaterial „Lubo aus dem All“ gesichtet, welches passend zum Konzept Präventionsarbeit im Bereich „Soziales Verhalten“ anbietet. Ab dem nächsten Schuljahr wird „Lubo aus dem All“ von der DVOR – K02 eingeführt werden. Ab der K03 sollte der Klassenrat eingeführt und durchgeführt werden.
- Das Konzept “Bewegte Schule” wurde weiterentwickelt. Schülerinnen und Schüler sollen mehr Möglichkeiten erhalten sich zu bewegen. Die Verlängerung der Pausen ohne Verlängerung des Schulalltages war in diesem Fall die Lösung. Durch die Streichung der Fünf-Minuten-Pausen zwischen den Unterrichtsstunden konnten die Pausen verlängert werden und Kinder wie auch Lehrkräfte genießen die Zeit. Dass die Pausenglocke durch ein Lied ersetzt wurde, hat nur noch mehr Freude aufgebracht.
- Mit der Einführung eines neuen gemeinsamen Veracross-Portals für Eltern und Lehrkräfte des GPD gibt es eine neue „to go“ Plattform, in der man alle wichtigen Informationen an einer Stelle finden kann.
Grundschule/EPD
- Im EPD wurde ein neuer konzeptbasierter und fächerübergreifender Lehrplan für integrierte Studien implementiert.
- Darüber hinaus wurde ein neues Mathematikprogramm zur Unterstützung des im letzten Jahr eingeführten Lehrplans eingeführt.
- Auch die Entwicklung des Wohlbefindens unserer Schülerinnen und Schüler fand besondere Aufmerksamkeit durch die Einführung einer neuen Beratungsunterstützung inklusive einer persönlichen und sozialen Bildung eingebettet in das Integrated-Studies-Programm.
Sekundarstufe/ ESD
- Der ESD hat sich trotz der weitgehenden Schulschließung mit der Weiterarbeit an einem durchgehenden Lehrplan befasst.
- Die Überprüfung und Aktualisierung des Lehrplans für die Unterstufe (Y07-9) wurde in allen Fächern abgeschlossen
- Unterrichtssequenzen und Lehrplankarten (curriculum maps) wurden zusammengetragen, um ein qualitativ hochwertiges Angebot und gemeinsame Ziele in allen Fächern und in vielen Fällen fächerübergreifend zu gewährleisten.
- Bedeutende Fortschritte wurden bei der Überprüfung der Lehrpläne für die IGCSE-Jahrgänge erzielt einschließlich der Fertigstellung der neuen Lehrpläne in vielen Fächern.
Sekundarstufe/ GSD
- Im GSD wurde das Fach Biologie als zweisprachiges/bilinguales Fach in den Klassen K05 und K08 eingeführt, sodass innerhalb von drei Jahren die Sekundarstufe I vollständig bilingual im Fach Biologie unterrichtet werden kann. Eine anschließende Weiterführung bis zum Abitur ist vorgesehen.
- Das Fach Musik wird seit Schuljahresbeginn in den Klassen 11 und 12 in Englisch unterrichtet.
- Die Genehmigung der Kultusministerkonferenz wurde eingeholt, das Fach Mandarin in der Oberstufe des GSD als fortgeführte Fremdsprache alternativ zu Französisch wählen zu dürfen.
- Der muttersprachliche Englischunterricht aus der Grundschule wird in den Klassen 5 bis 7 fortgesetzt werden.
- Das Fast-Track-Programm wurde vorbereitet für dessen Einführung im Schuljahr 2020/21. Ziel ist es, den German International Stream durch ein intensives Deutsch- und Immersionsprogramm für nicht deutschsprachige Schülerinnen und Schüler zu öffnen und diese durch ein intensives Sprachlehrprogramm in den DIS einzuführen. Zwölf Schülerinnen und Schüler haben sich für die zukünftige K06 eingeschrieben, sodass auf die Dauer mit einem neuen Anwachsen der Schülerzahlen im DIS zu rechnen ist. Lehrkräfte aller Fächergruppen arbeiten an DFU-Konzepten (deutschsprachiger Fachunterricht) für die zukünftigen Fast Track-Studenten.
- Zum Gedenken an den 30. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer organisierten der DIS eine sehr erfolgreiche fächer- und altersübergreifende Gruppenveranstaltung, wodurch es eindrucksvoll gelang, die deutsche Kultur und Geschichte zweigübergreifend sichtbar zu machen.
Business College
- Das Business College hat im vergangenen Schuljahr eine spezielle Anforderung aushalten und bewältigen müssen. Die im Brief des EDB vom 9. März angekündigte Schließung des BC brachte Schule und Schülerschaft des BC in große Aufregung. Den Schülerinnen und Schülern des vorletzten Ausbildungsjahres drohte, die begonnene Ausbildung abbrechen zu müssen. Viel stand auf dem Spiel, sodass sich Schulleitung und Vorstand in Kooperation mit der GIC (German Industry and Commerce LtD.) an die Arbeit machten und nach Alternativen suchten. Letztendlich hat die GIC sich als neuer Träger angeboten und in Kooperation mit Kaplan Hong Kong die ungebrochene Fortsetzung des BC ermöglicht unter der nun vom EDB akzeptierten Anerkennung des neuen Trägers als berechtigt für postsekundäre bzw. tertiäre Bildungsangebote. Wir bedauern den Verlust des BC außerordentlich, freuen uns jedoch für die Schülerinnen und Schüler sowie die BC-Lehrkräfte, dass der Bestand erhalten und die Zukunft des BC gesichert bleibt.
Es ist ein natürliches Ergebnis des vergangenen Schuljahres, dass alle unsere Lehrkräfte, aber auch alle Schülerinnen und Schüler einen Riesensprung nach vorne gemacht haben in ihren Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten bzgl. des Umgangs mit digitalen Medien und der Nutzung digitaler Lernverfahren. Ich möchte aber auch in Erinnerung rufen, dass bereits zu Beginn des Schuljahres der neue STEM-Raum eröffnet wurde. STEM steht für Science, Technology, Engineering und Mathematics. Ein Raum des Middle Buildings wurde komplett renoviert und mit neuen Möbeln, neuem Design und neuer Technologie ausgestattet, um einen multifunktionalen Raum zur Verfügung zu haben, der Lernenden eine Vielzahl verschiedener neuer Lehr- und Lernmethoden bietet. In diesem Zusammenhang haben wir in Zusammenarbeit mit MakerBay Hongkong eine neue STEM-Entdeckungswochenreise initiiert.
Insgesamt war es ein wichtiges Ziel des vergangenen Schuljahres, den Deutschen Internationalen Zweig attraktiver zu gestalten, insbesondere für ein erweitertes internationales Klientel, um die Schülerzahlen zu steigern. Bekanntlich haben die Hongkonger Proteste und schließlich die COVID-19-Pandemie dazu geführt, dass immer weniger deutsche und internationale Firmen Familien in das Ausland entsenden. Dies ist bereits ein seit längerer Zeit anhaltender Trend, der durch die Entwicklungen des letzten Jahres verstärkt wird.
Der neu eingerichtete bilinguale Kindergarten im Deutschen Internationalen Zweig wie auch der in K06 einsetzende neue Fasttrack öffnen den Weg zum Deutschen Internationalen Abitur auch für nicht-deutschsprachige Familien.
Fasttrack
Der Fasttrack bedeutet, dass Schülerinnen und Schülern ohne vorherige deutsche Sprachkenntnisse durch intensive Sprachförderung ein Einstieg in die deutsche Klassenstufe K06 ermöglicht wird.
Diese nehmen am regulären bilingualen Unterricht des Deutschen Internationalen Zweiges teil, begleitet durch intensives zusätzliches Sprachtraining. Es ist unser erklärtes Ziel, dass die neuen Schülerinnen und Schüler die Herausforderung, Anschluss an den „normalen“ Unterricht zu finden, in kürzester Zeit meistern können. Dazu haben wir einen „Fahrplan“ vorbereitet, der auf einem Sprachintensivkurs, der zehn Stunden Deutschunterricht pro Woche umfasst, fußt. Dabei nehmen die neuen Schülerinnen und Schüler nicht am “normalen” Deutschunterricht teil, sondern bilden eine eigene DaF(Deutsch als Fremdsprache)-Gruppe. Vorbereitend wird den Fasttrack-Schülerinnen und Schülern ein Sommerkurs im Goethe-Institut (3 Wochen á 3h täglich) auf der Niveaustufe A1 nach dem Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen für Sprachen (GERS) angeboten. Unser Deutsch-als-Fremdsprache (DaF)-Konzept sieht vor, dass durch den schulinternen DaF-Unterricht die Fasttrack-Schüler/innen bis zu den Weihnachtsferien das Sprachdiplom A1 erreichen und bis zum Abschluss des zweiten Halbjahres das Sprachdiplom A2 bzw. DSD I (A2/B1). Weitere Maßnahmen beinhalten eine besondere Unterstützung durch eine begleitende Lehrkraft in den sprachintensiven Fächern wie Geschichte und Geographie sowie DFU(Deutschsprachiger Fachunterricht)-Maßnahmen in allen anderen Fächern. Verständlicherweise habe ich von Besorgnissen gehört, das möglicherweise das akademische Niveau im Deutschen Internationalen Zweig sowie das Sprachniveau leiden könnte, wenn neue Schülerinnen und Schüler als Sprachseiteneinsteiger in die sechste Klasse aufgenommen werden. Ich kann die Besorgnis gut verstehen, möchte jedoch gerne hinzufügen, dass das Fasttrack-Modell ein durchaus bewährtes Verfahren in einigen deutschen Auslandsschulen ist. Sicherlich wird es eine Herausforderung für alle Seiten sein, eine gelingende Aufnahme und Einführung des Fasttrack-Modells zu unterstützen. Wir haben die Schülerinnen und Schüler, die sich für den Fasttrack beworben haben, persönlich kennengelernt und sind überzeugt, dass es sich um sehr ambitionierte und akademisch gut vorbereitete junge Menschen handelt. Wir sind überzeugt, dass die neuen Schülerinnen und Schüler den Deutschen Internationalen Zweig nicht nur quantitativ bereichern werden, sondern mit ihren akademischen Fähigkeiten auch qualitativ. Wir sind auch überzeugt, dass die neuen Fasttrack-Schülerinnen und Schüler spätestens in ihrem zweiten Jahr die Sprache soweit beherrschen werden, dass sie in allen Fächern sprachlich voll mitarbeiten können. Abgesehen davon werden sie sich in den bilingualen sowie den musisch-künstlerischen Fächern von Anbeginn an gut einbringen können. Die Lehrkräfte aller Fächer werden mit einem neuen Verständnis, nicht nur Fachlehrer/in, sondern auch Sprachlehrer/in zu sein, an die Arbeit gehen und mit DFU-Methoden die Fasttrack-Schüler/innen schnell integrieren. Und letztendlich werden auch die deutschstämmigen bzw. deutschsprachigen Schülerinnen und Schüler von dem interkulturellen Miteinander profitieren.
Ob Fasttrack-Schüler/in oder bisheriger Schüler bzw. bisherige Schülerin, alle befinden sich auf dem Weg zum Deutschen Internationalen Abitur. Dies ist ein internationaler Abschluss mit weltweiter Anerkennung. Die Schülerinnen und Schüler, die die GSIS mit dem DIA verlassen, wurden in mindestens zehn Fächern auf hohem Niveau ausgebildet und sind wahrhaftig bilingual. Die bilinguale Ausbildung in der Sekundarstufe des Deutschen Internationalen Zweiges mit den Fächern Biologie (bilingual ab Klasse 5), Geografie (in Englisch ab Klasse 7), Geschichte (bilingual ab Klasse 8) sowie Musik (in Englisch ab Klasse 11) führen unsere Schülerinnen und Schüler in einen zweisprachige wissenschaftliche Ausbildung ein und rüsten sie sprachlich und wissenschaftlich für ihre zukünftige weitere Karriere.
Der Englische Internationale Zweig hat sich in erster Linie im nun zu Ende gehenden Schuljahr der Weiterentwicklung stufenübergreifender Lehrpläne zugewandt und natürlich wie immer das Ziel, seine sehr hochwertige und erfolgreiche Ausbildung auch in der Krisenzeit zu gewährleisten. Darüber hinaus hat sich die Leitung des Englischen Internationalen Streams und unsere Admissions-Abteilung insbesondere mit der Implementierung eines neuen Aufnahmeverfahrens befasst, welches mit Hilfe des Cognitive Ability Tests eine diagnostische und objektivere Auswahlverfahren für die Aufnahme von Schülerinnen und Schülern im Englischen Internationalen Zweig vorsieht.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen hiermit einen kleinen Einblick in unsere Arbeit des vergangenen Schuljahres geben. Vielleicht kann ich es auch abschließend einfach so zusammenfassen:
Die Schule läuft! Machen Sie sich keine Sorgen und vertrauen Sie uns.
Nun wollen wir hoffen, dass sich über den Sommer die COVID-19-Pandemie verlangsamt. Wir können bisher noch keine Prognose für den Schuljahresbeginn im August geben, werden jedoch auf alles vorbereitet sein und alles tun, dass wir nach Möglichkeit mit einem vollen Unterricht das Schuljahr beginnen können. Wir halten Sie auf dem Laufenden!
In diesem Sinne möchte ich Ihnen allen meinen Dank aussprechen und Ihnen erholsame Sommerferien wünschen.
Herzliche Grüße
Ihr
Ulrich Weghoff
Schulleiter
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